Nachfrage nach Wohneigentum steigt gewaltig

Lockdown, Kurzarbeit, Wirtschaftseinbruch. Zu Beginn der Corona-Krise hatten viele eigentlich damit gerechnet, dass auch der Immobiliensektor einen Dämpfer abbekommen wird. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Die Corona-Krise hat den Wunsch nach solidem Betongold, vor allem im städtischen Umland, verstärkt. Das jedenfalls belegen aktuelle Zahlen.
Während der Pandemie: Anfragen auf Immobilienanzeigen stark gestiegen
Was verkaufswillige Eigentümer freuen dürfte: Das Interesse an Immobilien ist derzeit so groß wie noch nie. Die Kontaktanfragen auf Wohnungen und Häuser, die auf immowelt und dem Schwesterportal immonet zum Kauf angeboten wurden, stiegen im Januar 2021 um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ist beachtlich, nachdem sie im Mai 2020 bereits um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen waren.
Allein bei Häusern waren es im Januar 2021 neun Prozent mehr als im Januar 2020. Bereits im Mai 2020 lagen diese Anfragen um 49 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums.
Für Suchende bedeutet diese Situation mehr Konkurrenz, Eigentümer dürfen sich hingegen auf eine Vielzahl von Kontaktanfragen freuen.
Das gesteigerte Interesse an Immobilien spiegelt sich auch in der Anzahl der Seitenbesuche in den vergangenen Wochen wider, die regelrecht explodiert sind: im April 2021 wurden 68 Millionen Visits erzielt – absoluter Höchststand.
Preise für Immobilien auf hohem Niveau
Vor allem in den deutschen Großstädten sind die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. In manchen Gegenden haben sich die Preise innerhalb von fünf Jahren fast verdoppelt. Der Corona-Einfluss zeigt sich vor allem anhand der gestiegenen Anfragen nach Immobilien im Umland großer Städte.
Zu welchen Preisen wurden Immobilien in deiner Region in der jüngeren Vergangenheit angeboten? Jetzt in der Preisstatistik von immowelt nachlesen.
Wie sich die Preise mittelfristig weiterentwickeln und die Interessen bezüglich der Lage verschieben werden, ist angesichts der Corona-Krise derzeit allerdings schwer abzuschätzen, unter Berücksichtigung der gestiegenen Nachfrage dürfte es aber wohl eher nicht zu fallenden Preisen kommen.
Baufinanzierer melden steigendes Neugeschäft
Das gestiegene Interesse an Immobilien spiegelt sich auch im Baufinanzierungsgeschäft der Banken wider. Nach einer Studie der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC vergaben Banken im Jahr 2020 eine Rekordsumme von 273 Milliarden Euro – das waren noch einmal 10 Milliarden mehr als 2019. Demnach lag die Kreditvergabe von Banken und Sparkassen 2020 insgesamt bei 1,4 Billionen Euro, im Jahr zuvor waren es 1,3 Billionen.
Der Kreditbestand wuchs 2020 auf 6,6 Prozent pro Jahr, allerdings gab es als Folge des ersten Lockdowns wohl einen Dämpfer im Juni 2020. Im Vergleich stieg der Baukreditbestand, wegen niedriger Bauzinsen und höherer Immobilienpreise, 2019 um 5,7 Prozent.
Die gestiegene Nachfrage nach Baufinanzierungen belegten im letzten Jahr auch die Baufinanzierungsanfragen auf immowelt.de: Im Mai 2020 wurden hier so viele Baufinanzierungsanfragen wie noch nie gestellt. Ein Grund dürfte sein, dass sich Immobilien auch während der Krisenzeit durch eine erstaunliche Preisstabilität auszeichneten und so für viele als sicherer Hafen gelten.
Seit Jahresbeginn 2021 haben sich die Kredite nun jedoch verteuert: Laut Interhyp stiegen die Zinsen für zehnjährige Darlehen im Februar und März um fast 0,2 Prozent und heben den Schnitt damit auf 0,9 Prozent.
Gute Aussichten für verkaufswillige Eigentümer
Wer jetzt als Eigentümer also seine Immobilie verkaufen will, scheint gute Aussichten zu haben: Die noch niedrigen Zinsen ermöglichen es Käufern, auch größere Summen zu finanzieren und die hohe Nachfrage dürfte die Befürchtung, die Corona-Krise drücke die Preise, entkräften.
Frank Kemter / Regine Curth
02.06.2021