Solardachpflicht: Die aktuelle Lage

Bundesweite Solardachpflicht: Aktuelle Entwicklung
Im Europäischen Parlament wird aktuell eine EU-weite Sanierungspflicht für Eigentümer diskutiert, die auch eine Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen ab 2032 enthält. Spätestens dann müsste die Bundesregierung auch eine einheitliche Solardachpflicht für Deutschland regeln.
Achtung: In Baden-Württemberg und Berlin gilt seit Anfang 2023 eine Solarpflicht – Hamburg zieht 2025 nach. Was genau dort geregelt ist und wie es in anderen Bundesländern aussieht, liest du hier.
Das große Ziel der Bundesregierung ist es, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral ist. Ein Mittel auf dem Weg dorthin ist die Anfang 2021 beschlossene CO2-Steuer, mit deren Hilfe die Emissionen reduziert werden sollen. Steigen soll hingegen der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in Deutschland: Bis 2025 sollen 40 bis 45 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen – 2020 waren es 35 Prozent.
Nach Windkraft (17,3 Prozent) ist Photovoltaik (7,2 Prozent) der größte Lieferant erneuerbarer Energie. Allerdings mit Potenzial für deutlich mehr, weshalb Teile der Bundesregierung eine bundesweite Solardachpflicht geplant hatte, die nun vorerst gescheitert ist. Kommen könnte sie trotzdem früher oder später und in einigen Bundesländern ist sie schon beschlossen – wir beantworten schon jetzt die dringlichsten Fragen zur Solardachpflicht:
Was ist die Solardachpflicht?
Die bundesweite Solardachpflicht hätte vorgeschrieben, dass alle Neubauten ab 2022 mit einer Solaranlage ausgestattet werden müssen. Bei größeren Dachsanierungen wäre die Solarpflicht ab 2023 gültig gewesen. Die Solardachpflicht war ursprünglich Teil des Klimaschutz-Sofortprogramm 2022, dessen Entwurf die Bundesregierung am 23. Juni 2021 beschlossen hat und insgesamt rund 8 Milliarden Euro umfasst. Das Gros von 4,5 Milliarden Euro soll in den kommen Jahren in die Förderung energetischer Gebäudesanierung fließen – rund 1 Milliarde Euro wird für den klimagerechten sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt. Das Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 ist im Budgetentwurf für 2022 enthalten, der Grundlage für die Entscheidung der kommenden Regierung ist. Die bundesweite Solardachpflicht wurde dagegen nach anhaltender Kritik und Dissens in der Großen Koalition gestrichen.
Wo gibt es bereits eine Solardachpflicht?
In einigen Bundesländern gilt bereits eine Solardachpflicht, ist bereits beschlossen oder zumindest in der Diskussion:
Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg ist eine Solardachpflicht für privat genutzte Neubauten ab 1. Mai 2022 beschlossen. Das steht im novellierten Klimaschutzgesetz der grün-schwarzen Regierung vom 14. Juli 2021. Darin ist auch festgelegt, dass bei grundlegenden Dachsanierung ab 1. Januar 2023 eine Solaranlage installiert werden muss.
Außerdem ist in Baden-Württemberg ab 1. Januar 2022 die verpflichtende Installation einer Photovoltaikanlage für Gebäude geregelt, deren Geschossfläche zu maximal 5 Prozent für Wohnzwecke eingesetzt wird. Sie gilt in Baden-Württemberg beispielsweise für Bürogebäude, Einkaufsmärkte und Schulen.
Bayern
In Bayern müssen auf neuen gewerblichen Immobilien seit Anfang 2021 PV-Anlagen installiert werden.
Eine Solardachpflicht für private Wohnhäuser ist nach langer Diskussion nicht mehr im nachgebesserten bayerischen Klimaschutzgesetz enthalten, auf das sich das Kabinett am 15. November 2021 geeinigt hat. Das wollen die Grünen im Landtag allerdings „so nicht akzeptieren", sagt Martin Stümpfig, klimapolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Bayern.
Berlin
Der Berliner Senat hat beschlossen, dass ab 1. Januar 2023 auf allen Neubauten und bei grundlegenden Dachsanierungen verpflichtend eine Photovoltaikanlage installiert werden muss. Die Solardachpflicht gilt in Berlin für Wohngebäude und Nicht-Wohngebäude gleichermaßen.
Bremen
Für Bremen und Bremerhaven gibt es den Beschluss, beide Städte zu „Solar Cities“ zu machen: Demnach sollen bis 2030 auf allen Dächern Solaranlagen installiert werden – sowohl bei Neubauten als auch bei größeren Dachsanierungen. Allerdings fehlt noch eine konkrete Ausarbeitung dieses Vorhabens.
Hamburg
Der Hamburger Senat hat am 22. Dezember 2020 eine Solardachpflicht beschlossen: Für Neubauten gilt sie demnach ab 2023. Für Bestandsgebäude, bei denen das Dach saniert wird, ab 2025. Allerdings ist in der Hamburger Solardachpflicht bereits eine Ausnahme enthalten: Für die Photovoltaik-Anlage ist ein Amortisationszeitraum von 20 Jahren zugrunde gelegt – falls es länger dauern sollte, gilt die Pflicht nicht.
Außerdem muss in der Hansestadt seit Mitte 2021 beim Austausch einer Heizung darauf geachtet werden, dass danach 15 Prozent der Wärme erneuerbaren Energien stammt.
Niedersachsen
Der niedersächsiche Landtag hat die Novellierung der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) am 9. November 2021 verabschiedet. Darin ist festgelegt, dass eine Solardachpflicht nur für Gebäude kommt, die mit einer MIndest-Dachfläche von 75 Quadratmetern überwiegend gewerblich genutzt werden.
Eine Solardachpflicht für Wohngebäude wird es in Niedersachsen damit vorerst nicht geben.
Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein ist eine Solardachpflicht in Planung, die zunächst nur für Nicht-Wohngebäude und Großparkplätze gelten. Ein entsprechender Beschluss ist wohl bis Herbst 2021 geplant.
Die KfW-Bank fördert den Bau und Kauf insbesondere energieeffizienter Gebäude – einen Überblick über die verschiedenen Förderprogramme der KfW gibt es hier.
Wer sein Haus energieeffizient sanieren möchte, findet hier wie die Förderung mit der KfW funktioniert.
Wie funktioniert eigentlich ein Solardach?
Solarstrom oder auch grüner Strom wird mittels einer Photovoltaikanlage produziert, die in der Regel auf dem Dach installiert ist. Eine PV-Anlage besteht aus Solarmodulen, die Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln. Der so gewonnene Solarstrom kann entweder selbst genutzt oder in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden, wofür es nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine Einspeisevergütung gibt.
Daneben gibt es noch die Solarthermieanlage, die nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Mit dem Unterschied, dass sie solare Strahlung in Wärmeenergie umwandelt.
Alles zu Photovoltaik – Voraussetzungen, Kosten, Förderungen findest du hier in unserem Ratgeber.
12.04.2023